Was einst Kulturtechnik war, ist heute Geschäft mit juristischem Beigeschmack: Schriften.
Über Jahrhunderte waren Fonts Werkzeuge der Gestaltung, frei gedacht und oft frei verfügbar. Doch inzwischen kontrolliert ein einziger Player den Markt: die Monotype GmbH.
Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren nahezu alle relevanten Schriftanbieter aufgekauft: von Linotype über FontShop bis hin zu MyFonts und damit eine marktbeherrschende Stellung aufgebaut, die ihresgleichen sucht.
Mit dieser Dominanz geht ein Geschäftsmodell einher, das Designer, Agenturen und Unternehmen zunehmend unter Druck setzt. Statt Innovation oder Service stehen Abmahnungen und Lizenzfallen im Vordergrund. Wer glaubt, eine „freie“ Schrift einsetzen zu können, sieht sich plötzlich mit Forderungen konfrontiert.
Denn Monotype kauft nicht nur kommerzielle Libraries, sondern greift auch bei Open-Source-Fonts zu.
Frei verfügbare Schriften, die in Entwickler-Communities gepflegt und verteilt werden, landen nach Übernahme plötzlich hinter einer Paywall, oder werden mit Lizenzbedingungen versehen, die niemand mehr durchschaut.
Das Absurde: Viele dieser Schriften waren ursprünglich bewusst als Gemeingut gedacht.
Sie sollten Gestaltern weltweit Werkzeuge an die Hand geben, ohne dass jeder Klick mit einer Lizenzangst verbunden ist.
Monotype macht aus dieser Freiheit ein Abmahn-Geschäftsmodell.
Abmahnanwälte profitieren, Agenturen und kleine Studios zahlen.
Aus Unsicherheit, nicht selten auch aus Angst. Ein Geschäftsmodell, das auf Drohkulissen statt Vertrauen setzt.
Die eigentliche Leistung? Minimal.
Kaum technischer Fortschritt, kaum echte Weiterentwicklung.
Stattdessen: Konsolidierung, Kontrolle, Kommerzialisierung.
Kreativität wird hier nicht gefördert, sondern behindert.
Wer mit Fonts arbeitet, bewegt sich auf vermintem Gelände.
Selbst erfahrene Designer müssen mehr Zeit in juristische Fallstricke investieren als in typografische Qualität.
Das Ergebnis ist ein Markt, der nicht durch Qualität oder Innovation geprägt ist, sondern durch Abschreckung. Ein Monopol, das aus der Angst der Nutzer lebt.
Und eine Branche, die dringend wieder lernen muss, sich von solchen Strukturen zu lösen.
Denn Typografie ist Kultur, nicht Kanonenfutter für Abmahnjuristen.